Alpentour 2009 19. – 23. August 2009
5 Tage älter, 1742 km weiter, 31643 Höhenmeter größer und gesund wieder zuhause angekommen mit 1155 Bilder im Gepäck

Tag 1: 370 km
Nach einem turbulenten Vormittag starteten wir erst gegen 13 Uhr in Enheim. Wie das nun mal so ist im Leben – es kommt immer anders als man denkt. Aber da wir unsere erste Strecke km mäßig nicht so ausgereizt hatten, machte uns das weiter keine Angst.
Los ging es erst einmal Richtung Nürnberg über die B8. Irgendwann – vielleicht so nach 1, 5 Stunden veränderten sich die Felder. Wir waren in der Holledau, dem größten Hopfenanbaugebiet in Deutschland angekommen. Kurzer Fotostopp – so viel Zeit muss sein . Bis dato war ich noch nie so nah an einem Hopfenfeld – zumindest nicht – wenn der Hopfen noch hing.
Weiter ging es über Neumarkt, Landshut, Vilsbiburg nach Altötting – in einer schönen gemütlichen Überlandfahrt. Wir kamen durch Stein an der Traun, über die Traun, an Traunreuth vorbei, durch Traunstein durch, über die rote Traun und da ham´mer uns in Hammer getraut, ein Quartier zu suchen. Es war mittlerweile schon 19 Uhr und wir hatten nichts gebucht – puh – aber noch mal Glück gehabt – in der Pension Fanny Dufter gab es noch ein Zimmer für uns. Dieser Tag ging recht unspektakulär zu Ende – wir fielen ins Bett und freuten uns auf den nächsten Tag.

Tag 2: 360 km
Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg – heute hatten wir uns die Großglockner Hochalpenstraße vorgenommen. Also mal ehrlich - 18 EUR pro Motorrad ist ganz schön happig . Ok – die Straßen sind in einem guten Zustand und der Blick in die Ferne ist schon schön. Aber dafür teilten wir uns diesen mit hunderten anderen Autofahrern – wenn es denn Motorradfahrer gewesen wären, wäre es ja nicht so schlimm gewesen. Ein Lichtblick war der Bikers Point – denn sollte man auf jeden Fall mitnehmen. Hier fanden wir uns unter unseres Gleichen – nur ein paar Autofahrer verirrten sich hier her. Nach unserem obligatorischen Fotostopp ging es weiter auf die Franz-Josefs-Höhe. Hier wurde es dann nun richtig eng. Sogar die Motorradfahrer bekamen hier Parkprobleme. Daher wendeten wir zügig und fuhren wieder runter – natürlich in Begleitung einer Autoschlange . Resümee für uns: Wir waren mal oben aber das brauchen wir nicht öfters. Wieder unten angekommen trieb uns doch sogleich auf die Pustertaler Höhenstraße. Die entschädigte uns doch für die Blechlawine von zuvor. Hier ging es über den Iselsbergpass und durch Anras durch. Diese Straßen hatten wir annähernd für uns alleine – und sie führten uns durch kleine Dörfer, vorbei an Traktoren mit Ladewägen – die Heuernte war in vollem Gang – und begleitet durch Aussichten – eine schöner als die andere. Bei einem kurzen Boxenstopp an einem Spar stand ein alter Mann vor unseren Maschinen und als ich aus dem Helm kletterte, bemerkte er ganz erstaunt – oh eine Frau ! Da ticken die Uhren noch anders . Diese Ausfahrt haben wir von Herzen genossen. Weiter ging es über den Kreuzbergpass, Passo de Atonio, Passo tre Croci, Passo de Falzarego nach St. Kassian. Hier konnten wir so richtig Höhenmeter sammeln. War ich am Anfang vielleicht noch etwas unsicher in den Kehren – das hatte sich dann jetzt erledigt. Die Suche nach einem bezahlbaren Zimmer führte uns – man bedenke – es war ja schon fast 20 Uhr – zur Pension Plang in den Spitzboden. So hatten wir auch noch nie geschlafen. Aber wie sagt man so schön – alles macht man irgendwann mal zu ersten mal.

Tag 3: 350 km
Für diesen Tag hatten wir uns unseren Lieblingspass vorgenommen – Stilfser Joch. Aber noch ist es nicht so weit.
Nach einem guten Frühstück – wir frühstücken ja immer gerne und gut  ging es zu erst mal aufs Grödner Joch rauf. Dann über den Panidersattel rüber hin zum Mendelpass. Dieser Pass ist einer der schönsten den ich bis jetzt gefahren bin. Gute Straßen, keine engen Kehren – hier kann sogar ich mal etwas schneller den Berg erklimmen. Wobei immer noch viele an mir vorbeifahren .
Aber dann ging es ans Eingemachte: Der Gavia Pass. Wir sind ihn nun schon zum zweiten mal gefahren und ich dachte bei mir, die Erinnerung hat ihn wohl noch schlimmer gemacht als er wirklich ist. Aber die Fahrt hat mich eines besseren belehrt – er ist noch genau so eng und schwierig, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Also hier bin ich wieder mal ganz schön ins Schwitzen gekommen. Zuweilen muß man bei Gegenverkehr wirklich anhalten – für zwei ist definitiv kein Platz. Die Holzleisten am Rande vom Abgrund haben wohl auch mehr psychologische Gründe – halten können die nichts. Ich würde mich jedenfalls nicht darauf verlassen. Hans, 73 Jahre hat es oben am Pass treffend auf den Punkt gebracht: „Da ist das Timmelsjoch ja die reinste Autobahn dagegen“. Am Rande erfahren wir, dass er 25 tkm im Jahr fährt – und alles andere als ein Anfänger ist . Alle, die oben ankommen atmen erst mal durch und fast keiner fährt weiter, ohne einen Kaffee zu trinken. Niemand fährt schnell – da kann sogar ich mithalten  .Aber da kann sich ja jeder mal selber einen Eindruck holen – ich finde es lohnenswert. Aber es ist – wie man so schön sagt – „ein Kittel kälter“. Also hier kann man einen Pulli mehr vertragen.
Weiter ging es über Bormio zum Stilfser Joch. Den fahre ich zu gerne – nach 48 Kehren gerade mal oben – und kein Ende in Sicht. Hier gibt es einen Bratwurststand – und wie schon die zwei Jahre zuvor – haben wir uns diese genehmigt. Von Passhöhe Gavia bis Passhöhe Stilfser Joch brauchen wir genau eine Stunde. Von 2600 Meter runter auf 800 Meter und wieder rauf auf 2700 Meter.
Wenn man beide Rampen hinter sich hat, liegen 87 Kehren hinter einem – eine stolze Leistung. In der 10 Kehre von unten gab es Stau – der erste Gedanke – ein Unfall. Aber weit gefehlt – da versucht doch tatsächlich ein Sattelzug den Berg zu erklimmen . OHNE WORTE – da fällt Dir nichts mehr ein. Aber dieser Pass – immer wieder faszinierend.
Dann holte uns leider ein Gewitter ein. Ich dachte wieder mal bei mir, warum ich keine dichten Schuhe und Handschuhe habe – ist alles auf Sommerbetrieb – Schönwetterfahrer ausgelegt. Naja – ich gelobe Besserung.
Tropfnass sind wir in Reschen angekommen – zum Glück konnten wir auf Empfehlung vom Wallnhöfer im Nachbarhaus gleich Quartier beziehen. Den Abend ließen wir dann noch gemütlich in der Pizzeria ausklingen. Von hier schickten wir dann auch unsere Postkarten-Grüße nach Hause. Die wollen ja auch was davon haben.

Tag 4: 310 km
Bei strahlender Sonne starteten wir in unseren 4. Tag. Von Reschen über den Reschenpass erst mal nach Samnaum tanken. Gestern hatten wir für unsere Tankfüllung 45 EUR bezahlt – heute nur noch 28 EUR. Da lohnt sich ein kleiner Abstecher schon mal.
Aber dann kam es Dicke – wir wollten auf die Silvretta Hochalpenstraße – und sind auch gefahren.
Die Auffahrt war recht windig – so stellen wir uns Irland vor. War sehr schön – aber dann .. die Bieler Höhe haben wir wohl übersehen – die Sichtweite betrug keine 10 Meter mehr – und das änderte sich leider auch auf der anderen Seite nicht mehr. Nebel, Regen – einfach nur noch ungemütlich. Ich bin einmal naß geworden – und auch nicht mehr trocken, bis wir uns im Zimmer ausgezogen haben. Das ist dann schon sehr anstrengend. Oben auf dem Pass begrüßten uns zwei Kühe – die standen mitten auf der Straße und regelten den Verkehr . Nachdem wir von der Hochalpenstraße heruntergekrabbelt sind, haben wir uns erst mal im Kuntafuner Stöbli erholt. Hier haben wir zwei Sprücheklopfer getroffen – sie fahren 500 km am Tag und dabei noch über die Pässe – naja – wer´s braucht. Glauben können wir es nicht - das will ich erst sehen.
Bei uns ging es dann weiter über das Faschinajoch und durch das Große Walsertal ins Flachland. Über Oberstaufen sind wir dann in Thanners zum übernachten gelandet. Der Haxenwirt erwies sich als eine sehr gut Wahl – hier konnte wir abends noch gemütlich bei einer Flasche Hausbier den Tag ausklingen lassen.

Tag 5: 350 km
Zum letzten Mal auf dieser Tour packen wir unsere Koffer und düsten gemütlich durch das Allgäu. Wer die Augen aufhält, sieht die Kälbchen aus dem Stall schauen, die Schafe auf der Weite und die Ziegen meckern einen hinterher. Mal ganz abgesehen von den Kühen, die den Gang auf die Weide genießen dürfen. Bei der Fahrt durch die Ortschaften kommen wir an kleinen und großen, schlichten und prunkvollen Kirchen und Kapellen vorbei. Nach Dinkelsbühl, wo wir noch einer alten Dampflock den Vortritt lassen durften, ging es weiter durch Rothenburg und wir kamen im Laufe des Abends wieder glücklich zuhause an.

Noch viel zu aufgewühlt um sich ruhig hinzusetzen, haben wir unsere Maschinen geputzt - die sahen von unserem Regen-Nebel-Tag unmöglich aus.

Danach – naja – das verraten wir hier nicht  .

Wir freuen uns schon auf die nächste Tour. Was wir wohl da alles sehen werden?